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Die Reformation Wende des Mittelalters? (Teil2)

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Liebe Leserinnen und Leser,

in meinem letzten Beitrag zur Reformation, deren Beginn wir in diesem Jahr zum 500. Mal feiern, hatte ich anhand verschiedener Quellen erläutert, wie diese in Gang kommende Bewegung auf konfessionellem Gebiet auch zu Begehrlichkeiten der Regierenden an den Gütern der Klöster weckte – hier als Beispiel das Kloster „Dobrilugk“. In seinem Buch „Aus der Vergangenheit der Niederlausitz“ schildert Dr. R. Lehmann (ersch. 1925) diesen Vorgang. Mein letzter Beitrag endete mit dem Begehren des sächsischen Königshauses sich Klosterdörfern des Klosters Dobrilug zu bemächtigen. Dazu gab es verschiede Vorstöße seiner Gesandten und von ihm abhängigen lokalen politischen Kräften. Erschwerend erwies sich aber die Tatsache, dass einige wichtige Klosterdörfer auf damals böhmischen Hoheitsgebiet lagen. Klöster orientierten sich damals nicht an Landesgrenzen. Hinderlich für eine wirklich eindeutige Entwicklung in diese oder jene Richtung waren auch „Schuldenverhältnisse“ zwischen allen Beteiligten. Kaiser Maximilian war Friedrich dem Weisen und seinem Bruder Johann 65.334 Gulden schuldig. Teilweise wurden diese Schulden von Nachfolgern beglichen aber nie vollständig. Die verschiedenen Schuldverhältnisse führten sogar dazu, dass sich Ferdinant - kaiserlicher Stellvertreter von Karl V - beträchtliche Summen vom Kloster lieh. Die Summen aufzubringen, wurden eine große Anzahl der Klosterdörfer verpfändet. Auch andere Schuldner in diesem Abhängigkeitsverhältnis verpfänden Dörfer ihres Einflussbereiches. ( Kennen wir das nicht aus der letzten Finanzkrise?)

Kaspar von Köckritz , Luthers persönlicher Freund, wiess auf diese Gefahren hin. „Ginge das so weiter , würde der Besitz des Klosters in allerlei mögliche Hände gelangen aber wenn der Kurfürst rechtzeitig handele, würde er wohl in den Besitz des Klosters Dobrilugk kommen können“ Er schlug vor, nicht direkt in die Verhandlungen einzutreten, da er selbst noch im Streit mit den Ständen lag, sondern Mittelsmänner, wie den Graf zu Solms dessen Güter direkt an den Gütern des Klosters lagen. 1538 dachte Johann Friedrich noch einmal daran, die Erwerbung Dobrlugks offen zu betreiben. 50.000 Gulden dafür anbieten. Der kursächsische Kanzler Brück bekam die Weisung am 19. Oktober, diesen Vorschlag zu prüfen und auch mit Köckritz zu verhandeln. Dieser war der Meinung, dass das Kloster mind. 300.000 Gulden wert sei. Dieser riet aber zur Verschwiegenheit, besonders gegenüber dem Kurfürsten Brandenburgs, der selbst nach dem Kloster und nach der ganzen Lausitz trachtete. Wiederholt schlug er vor, andere Personen vorzuschieben und dachte besonders an Philip zu Solms. Der Kurfürst solle ihm das Geld für den Erwerb vorstrecken und eine Zeit lang behalten. Später sollte es so aussehen, als kaufte man seinem Sohne die Güter ab. Doch dieser Plan kam nicht zustande.

Lassen Sie mich wieder meinen kleinen Beitrag mit einem Gebet eines Pilgerers enden mit einem kleinen Nachsatz: „Gott, gebe mir die Gleichmut, das zu ertragen, was ich nicht ändern kann, gebe mir den Mut, das zu verändern, was ich ändern kann.“ Diesen Mut hat Luther bewiesen und musste auch Einiges ertragen. Auch die Demonstranten von 1989. Philosophisch erkannte schon Kant, was die Welt wirklich verändert: „Den kategorische Imperativ“. So zu handeln, wie es nach Deinen Vorstellungen sein sollte, nicht immer dem „Ist oder Seins“ folgend. Luther selbst wollte keine neue Kirche, er wollte eine reformierte Kirche. Die Demonstranten von 1989 wollten mehrheitlich auch erst mal einen reformierten Staat. Die Geschichte der beiden „Reformationen“ hat uns eines Besseren belehrt. Wenn sich Kirche oder Staat nicht reformieren lassen, dann wird es eben etwas Neues geben müssen! Wer hätte vorausgesagt – dem „Ist“ folgend – dass es wenige Jahre später eine Wiedervereinigung geben wird?

In dem nächsten kleinen Aufsatz werde ich Ihnen letztlich das Schicksal des Klosters Dobrilugk erzählen. Mir ging es in den Beiträgen darum, wie sich Geschichte wiederholt, philosophisch begründet - im Rückblick – sich aber immer wieder neu darstellt. In meinem geschichtlich gesehen kurzem Leben habe ich keinen Krieg in unserem Lande erleben müssen. Aber seit der „Wende“ gab es noch nie so viele Kriege in Europa seit dem 2. Weltkrieg und es hört nicht auf. Wird diese Wende letztendlich wieder zum „Dreißigjährigen Krieg“ führen? Wollen wir doch das verändern, was wir verändern können und das nicht mehr ertragen, was wir nicht mehr ertragen wollen!

Johannes Wurms